Im Laufe der letzten Jahre erhielten wir weltweit regelmäßig Anfragen für akustische Rekonstruktionen bestehender Instrumente, die wir in verschiedenen hier nicht gezeigten
Projekten umgesetzt haben.
Neben der Entwicklung von Didgeridoos mit speziellen Klang- und Spielcharakteristiken ist CADSD auch geeignet, Instrumente zu rekonstruieren, von denen interessante Klangcharakteristiken auf
Tonträgern vorliegen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass die Methode abhängig von der Qualität der verwendeten Klangbeispiele gut geeignet ist, diesen Klangcharakteristiken sehr nahe zu kommen.
Dadurch, dass die vorliegenden Klangbeispiele auf real existierenden Instrumenten gespielt und aufgenommen wurden, werden mit unserer directed Evolution Methode auch immer alternative Formen zur
Rekonstruktion gefunden.
Einge Beispiele ...
Akustische Rekonstruktion eines Yidaki gebaut von Djalu Gurruwiwi und David Howell (mit freundlicher Genehmigung des Besitzers Sven Molder):
Die Anfrage von Bernd auf Basis einer guten Tonaufnahme ein besonderes Instrument zu rekonstruieren kam mir sehr entgegen. Eine gute Gelegenheit die CADSD-Tools für diesen Zweck zu testen.
Bernd erhielt die Erlaubnis von Sven, dieses Yidaki auf Basis von Tonmaterial analysieren zu lassen und es in einem Eigenbau akustisch zu realisieren. Im folgenden Bericht hat Bernd seine
Erfahrungen mit diesem Projekt beschrieben:
Didgeridoobau nach Anlehnung an das in Sven Molders Besitz befindliche Yidaki der Yidakibauer Djalu Guruwiwi und David Howell: (03.01.07 / Bernd)
Sven Molder mit dem Original Yidaki
Zu meiner Person und persönlichen Vorlieben:
Ich komme aus dem süddeutschen Raum, genauer zwischen Stuttgart und Ulm. 1997, 25 Jahre nach meiner Geburt, hauchte ich das erste mal in den hohlen Stamm. Sowohl
die Neugierde, wie ein Didgeridoo aus einheimischen Hölzern klingen mag, als auch die damals wie heute zum Teil sehr hohen Preise für ordentliche Instrumente, brachten mich 1999 zum bauen eigener
Sticks.
Seit dieser Zeit ist die Internetseite www.didgeridoo-physik.de mein ständiger Begleiter. Mein Respekt gilt all den Mitgliedern dieser interessanten und
informativen Seite. Frank Geipel lernte ich auf dem Swizzeridoo 2004 kennen. Durch die gemeinsamen Interessen halten wir in regelmäßigen Abstand Kontakt zueinander.
Meine Vorlieben liegen zur Zeit bei langsam perkussiven Spiel mit schweren, harten Hölzern vorzugsweiße Yidakis. Schon 2005 baute ich anhand eines CADSD-Entwurfes der Tonlage E / Horn F ein Didgeridoo, das auch auf dieser Seite mit Soundfile vorgestellt wurde (tolles Allround-Didgeridoo).
"Toninfektion":
Als ich im Herbst 2005 ein Sven Molder Konzert besuchte war es Liebe auf den ersten Ton als er sein „Baby“, wie er es selber nennt, anspielte. Es handelte sich um
ein Yidaki der Tonlage F, das von Djalu Gurruwiwi und David Howell gebaut wurde. Nach seinem Konzert und einer lustigen Jam Runde holte ich mir Svens Erlaubnis das Yidaki anhand von Tonmaterial
von Frank Geipel analysieren zu lassen um sich bei dem Eigenbau an diesem anzulehnen. Schon kurze Zeit später hatte ich von Frank den CADSD Ausdruck mit entsprechender Klanganalyse in meinen
Händen.
Manufaktur:
Als Baumart wählte ich eine Esche mit einem Alter von über 30 Jahren. Die Länge betrug 160 cm, bei einem Durchmesser von ca. 14 cm.
Vor dem Aufsägen schälte ich den Rohling von außen so, dass seine konische Form entstand, bei der eine Wandstärke von etwa 20mm eingeplant war. Danach machte ich
mich an's Aufsägen. Ich verwendete eine elektrische Fuchsschwanzsäge, mit der ich den Rohling axial durchsägte. Nun riss ich die Innendurchmesser (Querschnitte) / Längenmaße, die ich von Frank
bekam, auf die Halbschalen auf. Mit Hilfe von Durchmesserschablonen arbeitete ich die Innenform aus dem Holz, wobei ich, auf Anraten von Frank für optional erforderliches Feintuning, im
Bellbereich die letztlichen Fertigdurchmesser noch nicht vollständig ausarbeitete. Der gesamte Herstellungsprozess verlief auf Grund meiner inzwischen 7-jährigen Didgeridoobau-Erfahrung sehr
unspektakulär. Nach dem Ausarbeiten der Innenform klebte ich die Halbschalen zusammen. Hiefür verwende ich einen wasserfesten Leim.
Nun kam der Moment, den wohl jeder Didgbauer an seiner Arbeit so liebt: das erste Anspielen!! Der Grundton lag noch einen halben Ton unter F und kam mit einem für diese Tonlage überwältigendem Bass aus dem Holz. Ich ließ das Instrument für die Tuningphase bewusst 2 cm pro Seite länger - daher die etwas tiefere Grundtonlage. Während des ersten Spielens merkte ich schon diesen „instabilen“ Zustand im mittleren bis hohen Frequenzbereich... da wobbelt was! Toll, aber jetzt erst mal den Leim trocknen lassen und nicht mehr spielen (das fällt einem Didgeridoosüchtigen besonder schwer!)!
Wärend des Trocknungsprozesses sägte ich das Instrument nach und nach auf die endgültige Länge zu. Nach etwa 4 Wochen Trocknung und Grobtuning schickte ich Frank den ersten, nach seinen Anforderungen erzeugten Soundfile, zur Analyse. Am selben Abend rief mich Frank zurück und meinte, dass die gesamte Klangkarakteristik sich schon beeindruckend nah an der von Svens Instrumentl läge. Der Grundton läge allerdings noch um 1,4 Hz unterhalb des Vorbilds.
Ich traf Sven Molder beim Vollmond-Didg und Grillabend in Esslingen. Er selbst spielte abwechselnd das Original und den Nachbau und war sichtlich überrascht. Er meinte allerdings, dass der Vorwärtspull noch einen Tick langsamer kommt. Dies lag auch daran, dass ich am gesamten Instrument und speziell im Anspielbereich noch jede Menge Holz drauf hatte und das Mundstück noch nicht optimiert war. Da mich der leichte Grundtonunterschied, der übrigens nur beim abwechselnden Anspielen des Orginals und des Nachbaus hörbar war, störte, entschied ich, Frank nochmals zu kontaktieren, so dass er mir sagen konnte, wo ich noch etwas am Instrument zu bearbeiten hätte, ohne die Klangcharakteristik zu verlieren.
Er simulierte dies nochmals durch und übermittelte mir die sehr geringfügigen Eingriffe: eine minimale Bellaufweitung und Kürzung im Mundstückbereich. Das Endtuning
nahm ich direkt am Meer an der Westküste von Korsika vor. Dabei hatte ich meinen Minidisc-Player, auf dem ich Aufnahmen des Orginal Instrumentes hatte, das von Sven gespielt wurde. So gingen Tage
ins Land, an denen ich immer wieder spielte, mit Sven´s Aufnahme verglich, feilte, schliff, spielte... . Ich weitete das Bell und kürzte das Didgeridoo nochmals minimal. Dann passte es endlich!!!
Ich hörte keinen Unterschied mehr zum Orginal. Fertig ... ich war happy!! Einen Abend danach lernte ich ein paar lustige Bongoleute am Meer kennen und konnte dort meinen Stick zum ersten mal
richtig rocken!!! Die Lautstärke meines Instrumentes konnte sogar noch gegen 2 Djemben standhalten. Geile Nacht!
Kurz nach meinem Urlaub fuhr ich mit meinem neuen Eigenbau zum Swizzeridoo in die Schweiz. Dort angekommen traf ich Frank und lernte Ansgar Stein kennen. Es dauerte auch nicht lange und wir testeten unsere Eigenbauten auf Herz und Nieren. Als auch Gumaroy (Australien) das Instrument kurz anspielte und begeistert meinte, wir sollten uns jetzt anschnallen, bevor er es -rockte-, wusste ich, dass wir nichts falsch gemacht hatten ...
Gumaroy lässt es rocken ...
Fazit für dieses Instrument:
Es ist ein für mich perfektes Instrument, dessen Klangbild dem Original so nahe kommt, dass es sehr schwer fällt, es von diesem zu unterscheiden. Trotz Allem ist es
natürlich keine 100%ige Kopie des Originals, was, wie ich meine, grundsätzlich nicht möglich ist und von mir auch nicht so gewollt war. Ich habe es vom Gewicht schwerer und die Wandstärke so
gestaltet, dass es meinen derzeitigen Spielstil optimal unterstützt. My baby is born!
Mein Dank gilt besonders Sven Molder, der es uns erlaubte, das in seinem Besitz befindliche Instrument klanglich zu analysieren. Besten Dank natürlich auch Frank Geipel für seinen Einsatz bei der akustischen Rekonstruktion der Innenform und den vielen kleinen Tipps zum Feintuning!
Ein erster spontaner Test zum Australienwochenende 2008 auf dem bekannten Parkplatz in Eisenbach von Frank:
Nachdem ich (Frank) dieses Instrument (gebaut aus Esche) auf dem Swizzeridoo erleben und testen konnte, beschloss ich es minimal zu modifizieren und in Bongossi-Eisenholz zu
bauen.
Erster akustischer Test der ausgearbeiteten und provisorisch abgedichteten Bongossi-Bohle ...
... und hier das fertige Instrument
Vergleich der FFT-Spektren der drei F-Instrumente:
Von oben nach unten:
- Rekonstruktion in Esche gespielt von Bernd
- Rekonstruktion in Bongossi gespielt von Bernd
- F-Yidaki gespielt von Sven
Je nach Spieler, Mikro und Aufnahmeort (Lage des Instruments und des Mikros im Raum) können die Amplituden der Obertöne in einem gewissen Rahmen variieren.
Nachtrag:
Einige Videos aus den Jahren 2019 -2020 mit den betreffenden Instrumenten.
Das Originalinstrument gespielt von Larry und Sven.
Die akustische Rekonstruktion gespielt von Sven.
Bavaria Power - Akustische Rekonstruktion eines besonderen Yidaki
Als Vorlage diente eine Aufnahme des besonderen Yidaki Baywara Power gefertigt von Djalu Gurruwiwi und gespielt von Larry Gurruwiwi (2000).
Um keine Obertonanteile zu verlieren, wurde als Baumaterial eine Holzbohle aus afrikanischen Eisenholz Bongossi verwendet. Der Bau war wirklich harte Arbeit. Die rechte Schulter war noch lange vom stundenlangen Aufsägen der Eisenholzbohle mit einer speziell konstruierten Japansäge zu spüren. Da dieses Instrument im Frühjahr 2007 von Frank in Oberbayern gebaut wurde, nannten wir es Bavaria Power.
Und hier ein paar Aufnahmen der Akustischen Rekonstruktion während des Swizzeridoo 2007, im Schwarzwald 2017 und 2020 (gespielt von Bernd, Frank, Ansgar, Manfred und Sven) ...
Akustische Rekonstruktion eines Instrumentes auf Basis einer alten Aufnahme von Adam Plack
Beispiel für eine akustische Rekonstruktion eines Instrumentes auf Basis einer bestehenden alten Aufnahme von Adam Plack (Dawn until dusk, Eagle Totem, 1992). Gebaut und künstlerisch gestaltet von Bernd.
Bei Vorliegen guter akustischer Aufnahmen werden immer die dazu passenden Innenformen gefunden, weil ja bereits diese Instrumente existieren bzw. existiert haben und damit die Machbarkeit der zu rekonstruierenden Klangcharakteristik physikalisch möglich ist. Je mehr Klanginformationen in einer Aufnahme enthalten sind, desto treffsicherer können die dazugehörigen Innenformen gefunden werden.
Over the past few years, we have received regular inquiries for acoustic reconstruction of existing instruments, which we have implemented in
various projects not shown here.
In addition to the development of Didgeridoos with special sound and performance characteristics, CADSD is also suitable for reconstructing instruments of which
interesting sound characteristics are present on phonograms.
Our experience shows that, depending on the quality of the sound samples used, the method is well suited to get close to these sound
characteristics.
Due to the fact that the present sound samples were played and recorded on real existing instruments, our directed method of evolution also always provides
alternative forms for reconstruction.
Some examples ...
Acoustic reconstruction of a Yidaki built by Djalu Gurruwiwi and David Howell (courtesy of the owner Sven Molder):
The request of Bernd on the basis of a good sound recording a special instrument to reconstruct came to me very much. A good opportunity to test the CADSD tools
for this purpose.
Bernd received the permission of Sven to have this Yidaki analyzed on the basis of sound material and to realize it in his own building project
acoustically.
In the report (only in German) Bernd described his experiences with this project.
Please go to the German part before to see the pictures.
Sound example of the original Yidaki by Sven
Sound example by Gumaroy
Sound example by Bernd
A first spontaneous test during the Australian weekend in 2008 on the well-known parking lot in Eisenbach by Frank:
After experiencing and testing this instrument (built from ash) on the Swizzeridoo, I (Frank) decided to make a minimal modification and build it in Bongossi-Ironwood too.
First acoustic test of the inner carved and temporarily sealed Bongossi wood plank ...
... and here the finished instrument
Comparison of the FFT sound spectra from the three F-instruments:
From top to bottom:
- reconstruction in ash played by Bernd
- reconstruction in Bongossi played by Bernd
- F-Yidaki played by Sven
Depending on the player, micro and location (position of the instrument and microphone in the room), the amplitudes of the harmonics can vary within a certain
range.
Addendum:
Some videos from 2019-2020 with the relevant instruments.
The original Yidaki played by Larry und Sven.
The acoustic reconstruction played by Sven.
Bavaria Power - acoustic reconstruction of a special Yidaki
As a template we used a recording of the special Yidaki Baywara Power made by Djalu Gurruwiwi and played by Larry Gurruwiwi (2000).
In order not to lose any higher harmonics, a plank of african iron wood Bongossi was used as building material. The building was really hard work. The right
shoulder was still to be felt for a long time by the sawing of the iron-wood plank with a specially designed japan saw. Since this instrument was built in spring 2007 by Frank in upper Bavaria,
we called it Bavaria Power.
And here some recordings of the acoustic reconstruction during the Swizzeridoo 2007 and in the Black-Forest 2017 (played by Bernd, Frank, Ansgar and Manfred) ...
Acoustic reconstruction of an instrument based on an existing old recording by Adam Plack
Example of an acoustic reconstruction of an instrument based on an existing old recording by Adam Plack (Dawn until dusk, Eagle Totem,1992). Built and artistically designed by Bernd.
In the case of good acoustic recordings, the corresponding internal forms are always found, since these instruments already exist or have existed, and the feasibility of the sound characteristics to be reconstructed is physically possible. The more sound information is contained in a recording, the more accurate the corresponding internal forms can be found.