News/Archiv

2011



Erweiterte Didge(R)Evolution Version / extended Didge(R)Evolution Version

Frank Geipel / 21.11.2011

 

Nach inzwischen 3 Jahren Erfahrung mit dem Einsatz der 2008 vorgestellten Didge(R)Evolution Tools zur Generierung beliebiger Wunschinstrumente mittels Directed Evolution steht jetzt eine noch leistungsfähigere Version zur Verfügung, die aus der Menge der möglichen Lösungskonfigurationen immer die "best spielbare" Variante findet.

After 3 years experience with the use of 2008 featured Didge(R)Evolution tools to generate any desired instruments by application of directed evolution now is a more powerful version avaiable. A version that is able to select always the "best playable" solution variant.

 


Die aktuell wahrscheinlich einzige effiziente Möglichkeit zur Findung von speziellen Didgeridoo Innenformen für bis zu 20 parallel definierbaren akustischen Zielparametern ist die 2008 vorgestellte Didge(R)Evolution Methode. In dieser ist ein high Performance Simulations-Modell der Didgeridooakustik mit einer speziell für diese Thematik entwickelten Directed-Evolution Methode gekoppelt. Die erfolgreiche Verwendung dieser Methode erfordert eine umfangreiche Erfahrungsdatenbasis zur Definition der jeweils erforderlichen Zielparameter.

Für die meisten der in den letzten Jahren in verschiedenen Projekten neu geschaffenen Instrumente reichte eine Didge(R)Evolution Version mit 40 Innenformparametern. Um für anspruchsvolle Anforderungen weitere Instrumentenverbesserungen zu erhalten, habe ich die Methode auf optional 80 Innenformparameter erweitert, mit einer zusätzlichen Funktion zur Findung der "best spielbaren Ergebnissvariante" ergänzt und das gesamte System auf Basis der bis jetzt vorliegenden experimentellen Daten neu kalibriert.

Zur Demonstration dieser Version zeigen wir das gleiche Beispiel wie bereits 2008. Da die Instrumenten-Evolution sehr viel Prozessorzeit beansprucht, ist das Beispiel wieder in Zeitraffer aufgenommen.

Video einer CADSD Didge-Evolution


Es soll ein interessantes Didgeridoo für kontemporäre Spieltechnik mit folgenden Einzelcharakteristiken gefunden werden:

1) Grundton D
2) 1. Overblow 100 cent (½ Ton) über der Oktave bei Dis
3) 2. Overblow auf der 3. Harmonischen des Grundtones bei A
4) 3. Overblow 300 cent (1 ½ Töne) über der 3. Harmonischen des Grundtones bei C
5) Die ersten 3. Overblows sollten für geübte Spieler comfortabel anspielbar sein.
6) Die 6. Harmonische A soll durch die 5. Eigenresonanz verstärkt werden
7) Die 9. Harmonische E soll durch die 8. Eigenresonanz verstärkt werden
8) Die 6. und 7. Eigenresonanz soll in einem symetrischen Muster zur 7. und 8. Harmonischen liegen und zu mehr Elastizität beim Spielen führen.

Gefüttert mit diesen Informationen läuft die gerichtete Evolution zu einer der möglichen gewünschten Instrumenten-Innenformen.

The currently probably only efficient way to find special didgeridoo inner forms for up to 20 parallel definable acoustic target parameters is the 2008 presented Didge(R)Evolution method. In this a high-performance simulation model of the didgeridoo acustics is coupled with one for this theme developed directed evolution method. The successful use of this method requires a comprehensive experience data base to define the required target parameter.

For most of the instruments created in recent years in various projects, a Didge(R)Evolution version with 40 inner form parameters was sufficient. To get further improvements in instrument for demanding requirements, I have extended the method to optionally 80 inner form parameters, supplemented with an additional function to find the "best of playable form variant", and a newly calibration on the basis of the experimental data available so far.

To demonstrate of this version, we will show the same example as in 2008. Hence the evolution of instruments using much processor time, the sample is recorded again in time lapse.

Video of a CADSD Didge-Evolution
An interesting Didjeridu for contemporary playing technique with the following single characteristics is to be found:

1) Fundamental note D
2) 1. overblow 100 cent (½ note) over the octave (note Dis)
3) 2. overblow on the 3rd harmonic of the fundamental (note A)
4) 3. overblow 300 cent (1 ½ notes) over the 3rd harmonic of the fundamental (note C)
5) The playability of the fundamental and first 3 overblows (intrinsic resonances) should be comfortable for experienced players.
6) The 6th harmonic (note A) is to emphasized by the 5th intrinsic resonance.
7) The 9th harmonic (note E) is to emphasized by the 8th intrinsic resonance.
8) The 6th and 7th intrinsic resonances are located in a symmetric pattern to the 7th and 8th harmonics of the fundamental and leads to better playing-elasticity.

Fed with this information the “Didge-Evolution” runs to one of the possible desired interior forms.


Yidaki – Mago – Yidago / Akustische Fusionen

Frank Geipel 24.07.11

Vor allem für Liebhaber traditioneller Spieltechniken sind die akustischen und spieltechnischen Eigenschaften eines Instrumentes eine wichtige Voraussetzung für die optimale Umsetzung dieser Techniken. In der Regel erfordert jede Spieltechnik ein dazu passendes Instrument. Die Nord-Ost-Arnhemland-Technik (NEAL) erfordert Yidaki-Typ-Instrumente, die West-Arnhemland-Technik (WAL) erfordert Mago-Typ-Instrumente.

Yidaki-Typ-Instrumente sind durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet
(YE: Yidakityp-Eigenschaft):

- (YE1): Der erste Overblow liegt im Bereich von einer Oktave bis eine Oktave und 3/2 Töne über dem Grundton und ist leicht anspielbar. - (YE2): Die mittleren und höheren Obertöne (4.-7. Oberton bzw. 5.-8. Harmonische des Grundtones) liegen symmetrisch ausbalanciert zu den Eigenresonanzen der Luftsäule in diesem Bereich. Diese Eigenschaft gibt guten Yidakis die erforderliche Elastizität beim Spielen und ist Voraussetzung für das oft gewünschte Obertonläuten (Obertonwobbeln). - (YE3): Der Grundton liegt zwischen C und Fis (meist zwischen E und Fis). - Die integrale Form dieses Instrumententyps ist konischer.

Mago-Typ-Instrumente sind durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet
(ME: Magotyp-Eigenschaft):

- (ME1): Die 2. Eigenresonanz der Luftsäule liegt genau zwischen 1. und 2. Oberton (bzw. 2. und 3. Harmonischen des Grundtones) und die 3. Eigenresonanz der Luftsäule liegt genau zwischen 2. und 3. Oberton (bzw. 3. und 4. Harmonischen des Grundtones). Durch diese Eigenschaft werden die mago-typischen Kombinationstöne aus Grundton und Stimme verstärkt. Diese „gurgelnden“ Töne sind auch als intensives feedback des Instrumentes in den Vokaltrakt des Spielers wahrnehmbar. - (ME2): Die höheren Obertöne (6.-8. Oberton bzw. 7.-9. Harmonische des Grundtones) werden durch Eigenresonanzen der Luftsäule verstärkt und sind als Singtöne wahrnehmbar. - (ME3): Der Grundton liegt zwischen Dis und Gis (meist zwischen F und G). - Die integrale Form dieses Instrumententyps ist zylindrischer.

Möglichkeiten der akustischen Fusion aus Yidaki- und Mago- Eigenschaften:

Über die „directed evolution software“ wurden Innenformenkonfigurationen gesucht, die verschiedene Kombinationen gewünschter akustischen Eigenschaften von Yidaki- und Mago-Typ in einem Instrument vereinigen sollten. Dabei zeigte sich (wie auch erwartet), dass die Vereinigung aller Eigenschaften physikalisch nicht möglich ist. Folgend zwei Beispiele aus der Auswahl physikalisch möglicher Innenformkonfigurationen:

 

Yidago – Typ (M):

  • Erster Overblow eine Oktave und 3/2 Töne über dem Grundton (YE1); entspricht Lage der 2. Eigenresonanz der Luftsäule zwischen 1. und 2. Oberton (bzw. 2. und 3. Harmonischen des Grundtones) (ME1)
  • Lage der 3. Eigenresonanz der Luftsäule genau zwischen 2. und 3. Oberton (bzw. 3. und 4. Harmonischen des Grundtones) (ME1)
  • Der 6. Oberton bzw. die 7. Harmonische des Grundtones wird durch eine Eigenresonanz der Luftsäule verstärkt und ist als Sington wahrnehmbar (ME2).
  • Der 7. und 8. Oberton bzw. die 8. und 9. Harmonische des Grundtones liegen symmetrisch ausbalanciert zu den Eigenresonanzen der Luftsäule in diesem Bereich. (YE2)
  • Der Grundton liegt zwischen Dis und E (gebaut in Dis)
  • Bei diesem Instrumententyp (M) überwiegen die Mago-Eigenschaften

 


Hier das spontane feedback von Manfred nach den ersten Spielerfahrungen:

...“ habe etwa 6 Stücke eingespielt und wusste nicht was denn wie denn, weil das Instrument sooovieeel anbietet. Es lässt sich butterweich spielen ist extrem elastisch. Einfach wunderbar. Ob ich es sanft oder hart spiele es ist einfach nur da. Gut möglich, dass die Mischung aus Yidaki und Mago eine neue Welt auftut. Auf alle Fälle bietet es extrem viel zu entdecken und das braucht Zeit. Es braucht Disziplin "einfach nur Mago-Styles" oder "einfach nur Yidaki-Styles" darauf zu spielen, weil es dich einlädt weiter zu gehen.......“...

 

Soundbeispiel:

 

Yidago – Typ (Y):

 

Erster Overblow eine Oktave und 3/2 Töne über dem Grundton (YE1); entspricht Lage der 2. Eigenresonanz der Luftsäule zwischen 1. und 2. Oberton (bzw. 2. und 3. Harmonischen des Grundtones) (ME1)

  • Lage der 3. Eigenresonanz der Luftsäule genau zwischen 2. und 3. Oberton (bzw. 3. und 4. Harmonischen des Grundtones) (ME1)
  • Der 5. und 6. Oberton bzw. die 6. und 7. Harmonische des Grundtones liegen symmetrisch ausbalanciert zu den Eigenresonanzen der Luftsäule in diesem Bereich. (YE2)
  • Der 9. Oberton bzw. die 10. Harmonische des Grundtones wird durch eine Eigenresonanz der Luftsäule verstärkt und ist als Sington wahrnehmbar (ME2).
  • Der Grundton liegt zwischen Dis und E (gebaut in Dis)
  • Bei diesem Instrumententyp (Y) überwiegen die Yidaki-Eigenschaften

 

Dieses Instrument zeichnet sich durch eine wunderbar rollende Elastizität beim Spielen aus. Die dabei anklingenden läutenden Obertöne lassen sich mit richtigem Stimmeneinsatz gut mit der Rauhigkeit eines Magos kombinieren. Subjektiv betrachtet lädt dieses Instrument mehr zu NEAL-Spieltechniken ein, da diese akustischen Eigenschaften deutlicher ausgeprägt sind.

Soundbeispiel:

Fazit:
Durch die Fusion der physikalisch möglichen akustischen Eigenschaften von Mago- und Yidaki-Typ Eigenschaften entstehen „extrem“ vielseitige Instrumente, die zum Erforschen und Entdecken erweiterter spieltechnischer Möglichkeiten einladen.

Eine Fusion aller typischen akustischen Eigenschaften von Mago- und Yidaki-Typ Instrumenten ist physikalisch nicht möglich. Deshalb ist es für Puristen spezieller Spielstile immer empfehlenswert, für den jeweilig bevorzugten Spielstil ein dafür akustisch optimiertes Instrument zu besitzen bzw. zu wählen.

 

Aufgrund der ersten praktischen Spielerfahrungen mit derartigen Instrumententypen werden wir die Suche nach interessanteren Y-M Kombinationen fortsetzen.

 

 

 

 

 

links: Yidago(M)

rechts: Yidago(Y)



Mago-Bau / "Termitenhilfe"

Beispiel:

Ein Mago-Typ-Instrument in Gis aus einem 110 cm langen Reststück auf Basis einer durch directed Evolution gefundenen Innenform, projektiert und gebaut aus Bongossi Eisenholz von Frank 2011.

(Soundbeispiele 1 + 2)

 



Frank Geipel 21.05.2011

Gerade nach Fertigstellung des Bongossi Mago-Instrumentes in G# erhielt ich im Frühjahr 2011 eine Email von Manfred. Er hatte einen von Termiten ausgehölten Eukalyptus-Stamm (einen Rohling) aus Australien gekauft, um daraus ein Instrument zu bauen. Nach dem Entrinden, Zuschneiden und Aufbohrversuchen wurde leider schnell klar, dass der Fraßgang ungeeignet für ein gut klingendes Didgeridoo war.

 

(Eine leider oft typische Situation. Ein von außen bearbeiteter von Termiten ausgehölter Eukalyptusstamm wird eben nur in den wenigsten Fällen zu einem wirklich guten spielbaren Didgeridoo. Nicht umsonst treffen die Aborigines im Arnhemland eine auf viele Generationen Erfahrungen beruhende Auswahl an zu fällenden Stämmen. Und selbst von diesen ist die Entstehung von guten Instrumenten nicht so häufig. Wirklich gute Instrumente werden natürlich selbst verwendet. Die dabei anfallenden Durchschnitts-Instrumente finden dann häufig ihren Weg in die Touristen-Shops. Mir sind nur wenige Händler bekannt, die ausgefressene Rohlinge nur dann verkaufen, wenn diese auch zu gut spielbaren Instrumenten führen. Leider sind die Märkte auch von vielen nicht authentischen billigen Touristen-Instrumenten durchdrungen, die oft nur unter die Kategorie „akustischer Schrott“ fallen. Ein Fakt, der diesem tollen unikaten Instrument eher schadet.)

 

Um die Reste vom Eukalyptusrohling als Brennholz vor dem Feuer zu retten, schlug ich Manfred vor, den noch vorhandenen 117 cm langen Rohling aufzusägen und den Innenformverlauf zu vermessen.

 

Mit diesen Daten und den von mir definierten Parametern für eine erstklassige Mago-Akustik fütterte ich die directed Evolution Tools, um einen Innenformverlauf zu finden, der in diesen Rohling passt.

Nach einer Reihe von Evolutionsläufen stellte ich Manfred die nach meiner Meinung beste Alternative für einen Innenformverlauf zur Verfügung.

 

Hier ein Auszug aus dem email, das ich einige Tage später von Manfred erhielt:

… „Es ist vollbracht. Geölt und schon spielbar. Faszination pur was aus diesem kleinen Stick für Klänge produzierbar sind. Es ist für mich von der Spielbarkeit irgendwie das erste "richtige Mago". Seine Elastizität und die Mischtöne "erregen meine Lungen und Ohren".“… … „Die Erfahrung der Art und Weise, beim Bau dieses Instruments, war für mich sehr freudig. Ein eigentlich nicht spielbares Stick aus Eukalyptus aufzuschneiden, dann eine Form herauszuarbeiten, dabei bestehendes zu belassen und anschließend ein Produkt der Spitzenklasse spielen und hören zu können.“…

Soundbeispiel: